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Urlauber hereingelegt

Regensburg/Neumarkt. Rund 30 000 Euro Schaden hat ein deutsches Ehepaar verursacht, das seit Juni 2004 deutschsprachige Urlauber und an der spanischen und französischen Mittelmeerküste wohnende Deutsche betrogen hat. Jetzt wurden die Täter geschnappt.

Etwa 150 Anzeigen liegen mittlerweile bei der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft in Regensburg vor. Mitte September wurden der 59jährige Mann und seine 50 Jahre alte Ehefrau im spanischen Baskenland aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen. Beide befinden sich zwischenzeitlich in deutscher Untersuchungshaft.

In dem spanischen Ort Vizcaya hat die über ein Jahr andauernde Betrugsserie ihr Ende gefunden. Am 18.September nahmen spanische Polizisten aufgrund eines internationalen Haftbefehls der Regensburger Staatsanwaltschaft das zuletzt in Regensburg wohnhafte Betrügerpaar fest. Der Mann und die Frau waren offensichtlich auf dem Weg nach Frankreich, da der Boden in Spanien für sie nach zahlreichen Anzeigen sprichwörtlich "zu heiß" geworden war. Regensburger Kriminalbeamte haben die beiden zwischenzeitlich in Madrid abgeholt und am 30.September in die Regensburger Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Neben dem internationalen lagen auch noch nationale Festnahmeersuchen von 16 deutschen Staatsanwaltschaften vor.

Die Straftatenserie begann im Juni 2004. Der 59jährige, in der geschlossenen Abteilung eines Regensburger Krankenhauses untergebracht, war nach einem genehmigten Freigang nicht zurückgekehrt. Bei den Fahndungsmaßnahmen stellte sich heraus, dass auch seine Ehefrau nicht mehr am gemeinsamen Wohnsitz in Regensburg anzutreffen war. Die beiden hatten, wie sich wenige Tage später herausstellte, auch den schwarzen Mazda mit Straubinger Kennzeichen des ehemaligen Arbeitgebers des Mannes gestohlen und eine komplette Computeranlage, als Heimarbeitsplatz zur Verfügung gestellt, unterschlagen.

Über Baden-Württemberg, wo die beiden zunächst wegen eines Einmietbetrugs in einem Landgasthof auffielen, zog sich die Spur an die Mittelmeerküste. Dort begann eine Betrugsserie, durch die etwa 150 gutgläubige Urlauber und deutschsprachige Anwohner um Beträge zwischen 20 und 1000 Euro geschädigt wurden. Überwiegend waren es Summen zwischen 200 und 700 Euro, die dem Ehepaar von den getäuschten Menschen überlassen wurden. Dabei scheuten sich die Tatverdächtigen nicht ihren richtigen Namen anzugeben und auch Schuldscheine zu unterzeichnen.

Die Masche war immer die gleiche und wurde - so die übereinstimmenden Aussagen aller Betrogenen - auch mit schauspielerischer Professionalität vorgetragen. Man sei bestohlen oder ausgeraubt worden oder habe die Geldbörse verloren und die deutsche Botschaft sei nicht zu erreichen. Dies berichteten die Beiden ihrem jeweiligen Gegenüber, das sie auf Parkplätzen vor Hotels, Einkaufszentren oder auch Autobahnen ansprachen. Geschickt nutzten sie auch örtliche Phänomene. So wurde in Spanien etwa ein Überfall durch Nordafrikaner vorgetäuscht, wie sie dort tatsächlich vorkommen. Die Ehefrau konnte dabei auch spontan in Tränen ausbrechen, um der vorgespielten Notlage das entsprechende Gewicht zu verleihen. Nicht selten wurden sie daraufhin auch in die Domizile der Angesprochenen eingeladen, wo sie ein weltmännisches Auftreten an den Tag legten und über den Kauf oder Verkauf von Immobilien verhandelten. Die Geschädigten merkten sehr bald, dass sie betrogen worden waren, nachdem die Beträge nicht, wie zugesichert, zurückflossen und das Ehepaar weder unter der genannten Adresse noch telefonisch erreichbar war. Trotzdem sich die Anzeigen häuften gelang es den beiden durch wiederholte Reisen zwischen Spanien und Frankreich zunächst, sich der Festnahme zu entziehen.

Aber auch in Deutschland, wohin die Odyssee die Beschuldigten zwischenzeitlich führte, so im Januar und Februar 2005 in Hamburg, machten sie mit der geschilderten Masche Kasse und auch die eigene Familie wurde nicht verschont. Einen in Hessen wohnenden Bruder und die Mutter des 59Jährigen "erleichterten" sie um mehrere Tausend Euro .

Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass, obwohl sich Betrogene aus nahezu ganz Europa und sogar aus Kanada gemeldet haben, bei weitem nicht alle Geschädigten Anzeige erstattet haben. Noch nicht bekannte Geschädigte können sich unter der Tel.-Nr. 0941/506-2626 bei der Regensburger Kripo melden.

Das gestohlene Auto wurde zwischenzeitlich der Versicherungsgesellschaft übergeben, die den Schaden reguliert hat.
07.10.05
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